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E-Gitarre und Bass zuhause aufnehmen

Einleitung

In diesem Tutorial erkläre ich dir, wie du E-Gitarre und Bass zuhause aufnehmen kannst – in professioneller Qualität. Das ist eine super Möglichkeit, einen Teil der Studioarbeit in einer Umgebung zu erledigen, in der du dich vertraut fühlst. Und es kann auch Zeit und Geld im Studio sparen

Das Wichtigste beim Aufnehmen ist die Performance. Deswegen ist es meiner Meinung nach am besten, sich selbst und die Gitarre so gut wie möglich vorzubereiten, sodass du dich nur noch darauf konzentrieren musst, was du spielst und wie du das spielst. 

Ich werde hier den gesamten Prozess abdecken, der zum Aufnehmen nötig ist – vom Üben bis zum Bearbeiten und Exportieren deiner Tracks. Den Schwerpunkt setze ich aber auf das Gitarren Setup und die Recording Session

Dieses Tutorial ist für E-Gitarren und Bässe in Standard Tuning und richtet sich hauptsächlich an Indie, Punk und Hardcore Bands. Trotzdem kann mit den Prinzipien, die ich erkläre, auch der richtige Sound für andere Genres gefunden werden.

Das brauchst du dafür

  • Interface (z.B. Audient ID Series oder RME)
  • DI Box (z.B. Radial J48)
  • Stimmgerät (z.B. Einen Strobo Tuner)
  • String Action Gauge (z.B. von MusicNomad)
  • Kapodaster
  • Neue Saiten (z.B. D’Addario EXL)
  • Gitarren Kabel (z.B. Sommer Kabel. Lieber kürzer als länger.)
  • DAW

Meine Schritt für Schritt Anleitung wie du E-Gitarre und Bass zuhause aufnimmst

Schritt 1: Üben

Die Performance ist der wichtigste Teil der Aufnahme. Ich ziehe eine großartige Performance mit ein paar technischen Mängeln immer einer perfekten, aber sterilen Aufnahme vor. Bereite dich also gut auf das Recording vor.

Ich habe einen ausführlichen Artikel darüber geschrieben, wie man sich auf eine Recording Session vorbereitet. Hier sind aber auch die wichtigsten Punkte zusammengefasst: 

  • Übe mit einem Metronom
  • Übe alleine: Versuche, deine Songs nur mit dem Metronom zu spielen – ohne andere Instrumente.
  • Übe Gleichmäßigkeit:
    • Gitarre: Arbeite daran, die Saiten sicher und gleichmäßig anzuschlagen, um einen soliden und kontrollierten Klang zu bekommen.
    • Bass: Egal, ob du mit einem Plektrum oder den Fingern spielst, auch hier ist ein gleichmäßiger Anschlag wichtig. Übe nur mit dem DI-Sound – ohne (virtuelle) Amps. Wenn du es schaffst, dass es tight und gleichmäßig klingt, bist du bereit!
  • Nehme dich selbst beim Spielen auf und höre es dir danach an.
  • Übe deine Riffs Stück für Stück und übe jeden Abschnitt einzeln. 

Schritt 2: Die richtigen Gitarrensaiten wählen

Du weißt sicher, dass es wichtig ist, die Saiten vor dem Recording zu wechseln. Aber achte bitte darauf, sie am Tag der Aufnahme zu wechseln – nicht am Tag davor. 

Wirklich: direkt vor der Session!

Noch wichtiger ist aber, dass Du die richtigen Saiten für deine Gitarre und dein Tuning wählst. Das hat einen riesigen Einfluss auf deinen Sound, die Stimmstabilität und das Spielgefühl. Vor allem, wenn Du nicht im Standard-Tuning spielst, ist das entscheidend.

Welche Saiten für dich passen, hängt grundsätzlich von Musikstil, Mensur (Scale Length) und deinem Tuning ab. Ich werde hier alles für Standard-Tuning erklären, aber die Prinzipien gelten für jedes Tuning.

Das Maß, auf das es ankommt, ist die Saitenspannung (string tension). Bei der Auswahl der passenden Saiten geht es darum, die richtige Spannung für deine Gitarre und Tuning zu erreichen. Dafür gibt es gute Online Tools wie z. B. String Tension Pro von D’Addario.

In den meisten Fällen sind die typischen Saitensätze für Standard-Tuning völlig in Ordnung – aber sie lassen sich trotzdem verbessern. Du kannst sie aber gut als Benchmark verwenden. Für Gitarren mit einer Mensur von 25,5″ (Fender-Style) oder 24,75″ (Gibson-Style) kannst du 10–46er Saiten nehmen (siehe Tabelle 1). Optimieren kannst du das entweder mit einer gleichmäßigen Spannung auf allen Saiten oder einer abnehmenden Spannung von der tiefen zur hohen Saite.

Tabelle 1: Ich empfehle euch diese Saitenstärken für Standard Tuning auszuprobieren
SaiteSaitenstärke in Inch (Saitenspannung)
Mensur 25,5″ (Fender Style) und 24,75″ (Gibson Style)
BenchmarkGleiche SaitenspannungAbnehmende Saitenspannung
1. E40.0100 (16.2 lbs)0.0100 (16.2 lbs)0.0100 (16.2 lbs)
2. B30.0130 (15.4 lbs)0.0135 (16.6 lbs)0.0135 (16.6 lbs)
3. G30.0170 (16.6 lbs)0.0170 (16.6 lbs)0.0170 (16.6 lbs)
4. D30.0260 (18.4 lbs)0.0250 (17.2 lbs)0.0250 (17.2 lbs)
5. A20.0360 (19.0 lbs)0.0340 (17.2 lbs)0.0340 (17.2 lbs)
6. E20.0460 (16.9 lbs)0.0460 (16.9 lbs)0.0480 (18.3 lbs)

Hier sind Tipps für andere Tunings und E-Bass:

  • Bei anderen Tunings, versuche die gleiche Saitenspannung zu erreichen, die du beim Standard-Tuning benutzt. 
  • Beim Bass kannst du dieselben Prinzipien verwenden. Für einen 4-Saiter Bass wie den Fender Precision Bass im Standard-Tuning, fange entweder bei 45–105er oder 50–105er Saiten an, und optimiere dann wie oben beschrieben..

Schritt 3: Deine Gitarre einstellen

Checke zuerst (mit dem ausgewählten Saitensatz), ob du bei irgendwelchen Saiten ein Schnarren hast, indem du die Saite für jeden Bund einmal spielst. Überprüfe dann die Intonation und das Spielgefühl. Wenn hier schon irgendwas nicht für dich passt, dann würde ich deine Gitarre einmal zum Service bringen, bevor du mit der Recording Session startest. 

Nun ziehst du neue Saiten auf deine Gitarre und wir können mit dem Setup beginnen. Die folgenden Schritte würde ich vor dem Recording trotzdem einmal durchgehen, auch wenn du deine Gitarre schon beim Service hattest.  

Saiten dehnen

Durch das Dehnen der Saiten stellst du sicher, dass deine Gitarre während der Aufnahmen stimmstabil bleibt.

So dehnst du die Saiten richtig:

  1. Greife die Saite, die du dehnen willst, am ersten Bund – das schützt den Sattel vor Schäden.
  2. Fasse die Saite mit dem Daumen oben und drei Fingern unten und übe gleichzeitig auf allen Fingern Druck aus, sodass sich die Saite dehnt. Das wiederholst du mehrmals entlang der Saite bis zum Kopf (siehe Abbildung 1).
  3. Wiederhole das bei jeder einzelnen Saite, bis sie sich nach dem Dehnen nicht mehr verstimmt.

Die Saitenlage (Action) Deiner Gitarre einstellen

Die Saitenlage, auch „Action“ genannt, ist der Abstand zwischen den Saiten und den Bundstäbchen.

  • Du überprüfst die Saitenlage, indem du den Abstand von der Unterseite der Saite bis zur Oberseite des Bundstäbchens am 17. Bund misst.
  • Die Einstellung erfolgt auf der Bridge deiner Gitarre.
  • Ein guter Richtwert ist ein Abstand von 4/64 Zoll (ca. 1,6 mm) pro Saite. Aber merk dir am besten direkt den Abstand für jede Saite, nachdem du die Gitarre vom Service zurückbekommen hast. 

Intonation einstellen

Das ist der letzte Schritt beim Setup deiner Gitarre – und wahrscheinlich auch der zeitaufwendigste. Mit der richtigen Intonation stellst du sicher, dass deine Gitarre über das gesamte Griffbrett stimmstabil bleibt.

So überprüfst du die Intonation:

  1. Stimme die Saite ganz genau.
  2. Vergleiche sie dann mit dem Ton am 12. Bund derselben Saite.
  3. Klingen beide Töne gleich, ist die Intonation korrekt.

Die Einstellung erfolgt am Steg – dort haben die meisten Gitarren für jede Saite eine eigene Schraube.

So funktioniert’s:

  • Ist der Ton am 12. Bund zu hoch, drehe die Schraube im Uhrzeigersinn – die Saite wird dadurch länger.
  • Ist der Ton am 12. Bund zu tief, drehe die Schraube gegen den Uhrzeigersinn – die Saite wird dadurch kürzer.

Wiederhole diesen Vorgang für jede Saite, bis die Stimmung offen und am 12. Bund exakt übereinstimmt.

Das Ganze kann etwas dauern – hier zählt aber wirklich Präzision!

Schritt 4: Das richtige Gitarren Recording Setup

Wenn du E-Gitarre oder E-Bass aufnehmen willst, hast du grundsätzlich zwei Möglichkeiten, die auch kombiniert werden können:

  • Analog – mit Verstärker, Box und Mikrofonen, oder
  • Digital – über ein DI-Signal und Amp-Simulationen in deiner DAW.

Beide Wege können richtig gut klingen – wenn man es richtig macht. 

Wenn du kein gutes analoges Equipment hast oder keinen guten Raum zum Aufnehmen deines Amps, dann empfehle ich dir: Nimm das DI-Signal auf und benutze eine Amp-Simulation. Oder schick es später deinem Mixing Engineer zum Reamping.

Egal, für welchen Weg du dich entscheidest:

Ich empfehle dir immer zusätzlich ein DI-Signal aufzunehmen – selbst wenn du mit Mikro und Amp arbeitest. Das ist ein gutes Sicherheitsnetz und gibt dir später auch mehr Flexibilität im Mix, falls es benötigt wird.

Das DI-Signal aufnehmen

Um ein DI-Signal aufzunehmen, brauchst du ein Audio-Interface, das mit deinem Computer verbunden ist. Du kannst entweder Deine Gitarre direkt ins Interface einstecken oder über eine DI-Box ins Interface gehen.

Ich würde dir aber meistens eine DI-Box empfehlen – damit bekommst du einfach ein besseres Signal.

So richtest du alles ein:

  1. Verbinde deine Gitarre mit der DI-Box, 
  2. dann die DI-Box mit dem Interface.
  3. Stelle den Eingangspegel (Gain) ein: Spiele die lautesten Stellen und peile dabei etwa –6 dB auf dem Eingangspegel deiner DAW an. Das passt in der Regel gut zu den meisten digitalen Amps.

Eine Amp-Simulation aufnehmen

Folge einfach die gleichen Schritte wie bei der Aufnahme eines DI-Signals – und wende dann die gleichen Prinzipien an, wie Du sie auch beim Aufnehmen eines echten Amps (siehe nächstes Kapitel) nutzen würdest.

Damit kommen wir auch schon zum nächsten Kapitel:

Einen Gitarrenverstärker aufnehmen

Ich gebe dir hier ein paar bewährte Startpunkte, die in vielen Situationen gut funktionieren. Von dort aus kannst du dann alles anpassen, bis du genau den Sound bekommst, den du auch suchst.

Den Amp-Sound einstellen

  1. Stelle deinen Amp so ein, dass du deinen gewünschten Sound mit dem passenden Lautsprecher erreichst.
  2. Versuche dann herauszufinden, welcher Speaker in deiner Box am besten klingt – dann kannst du mit dem Mikrofon-Setup beginnen.

Meine Go-To Mikrofonpositionen für Gitarrenaufnahmen

Richte ein Mikrofon (z. B. ein Shure SM57) direkt auf den Rand der Staubschutzkappe (siehe Abbildung 2). Von hier aus kannst du mit verschiedenen Positionen, Winkeln und Abständen zum Lautsprecher experimentieren.

Ich starte in der Regel damit, das Mikrofon relativ nah an den Speaker zu stellen.

  • Näher am Speaker = mehr Punch, mehr Bass und ein direkterer, „in-your-face“-Sound.
  • Mehr Abstand = mehr Raumanteil und natürlicher Klang.

Du solltest versuchen, mit nur einem Mikrofon einen guten Klang hinzubekommen. Erst wenn du das hast, aber trotzdem noch etwas fehlt, lohnt es sich, ein zweites Mikrofon dazuzunehmen.

  • Willst du mehr Höhen und einen helleren Klang, richte das zweite Mikrofon auf die Mitte des Speakers.
  • Für mehr Bass, Druck oder Größe platzierst du das zweite Mikro weiter außen am Rand des Lautsprechers.

Zum Schluss: Überprüfe die Phase der beiden Mikros in deiner DAW – das ist entscheidend für einen sauberen, druckvollen Sound!

Schritt 5: Die Recording Session – So nimmst du die perfekten Takes für Gitarre zuhause auf

Die wichtigsten Merkmale bei jeder Aufnahme sind Energie, Vibe und Feeling.

Aber das heißt nicht, dass technische Dinge wie Timing oder Stimmgenauigkeit unwichtig wären.

Hier ein paar Tipps für deine Recording-Session für Gitarre und Bass:

  • Spiel den Song erst ein paar Mal komplett durch – oder mach zumindest längere Takes zum Aufwärmen.
  • Bei Punch-Ins solltest du immer ein paar Takte davor und danach spielen, um saubere Übergänge zu bekommen.
  • Stimme nach jedem einzelnen Take!
  • Stimme so, wie du auch spielst. Wenn du beim Recording hart anschlägst, dann stimme auch mit hartem Anschlag.
  • Mach den Doppel-Take direkt nach dem perfekten Take – ohne nochmal zu stimmen!
  • Achte auf Details und deine Spielweise – Nuancen machen einen großen Unterschied.
  • Hör genau hin, ob deine Saiten abgenutzt klingen: Ist der Attack schwächer? Sind die Obertöne dumpfer?
  • Der Großteil des Tons kommt aus der rechten Hand! Konstanz, gezielte Dynamik, Energie und Timing sind hier wichtig.

Lead-Gitarren:

  • Je besser die Rhythmusgitarren aufgenommen wurden, desto besser klingen auch die Leads.
  • Wenn Lead-Gitarren und Vocals gleichzeitig spielen, frag dich: Was ist hier wichtiger? Wenn der Fokus auf dem Gesang liegt, sollte die Lead-Gitarre tighter und unterstützender spielen.

Entscheide dich!

Es ist verlockend, alles aufzuheben „für den Fall der Fälle“ – aber versuche, am Ende des Tages zu den Takes zu stehen, die du wirklich liebst. Behalte nur die Takes, bei denen du dir sicher bist, dass du sie benutzen willst. 

Schritt 6: Editing – Gitarren Recording bearbeiten und exportieren

Im Idealfall sind deine aufgenommenen Spuren so gut gespielt, dass du kaum noch etwas korrigieren musst. Aber ein paar kleine Feinschliffe sind fast immer sinnvoll. 

Ich gehe hier nicht tief ins Detail, aber hier sind ein paar praktische Tipps, die dir helfen können:

Bearbeite anhand der DI-Spur 

  • Dort kannst du am leichtesten erkennen, was wirklich gespielt wurde. 
  • Wenn du sowohl DI- als auch Amp-Spuren hast, gruppiere sie und bearbeite die DI – so werden beide Spuren synchron editiert.

Achte auf die Performance

  • Höre auf Flow, Energie und Groove – und darauf, wie alles mit Drums und anderen Instrumenten zusammenspielt.
  • Beginne mit der Rhythmusgitarre – aber nicht strikt zum Klick, sondern in Bezug auf die Drums.
  • Danach bearbeitest Du Lead-Gitarre und Bass, mit Rhythmusgitarre und Drums als Referenz.

Nutze „Slip Editing“ – also: schneiden, verschieben, faden.

  • Das ist die sauberste Methode.
  • Statt einfacher Crossfades empfehle ich Equal Power Fades – die klingen in der Regel natürlicher.

Ein paar wichtige Hinweise:

  • Bei Gitarren: Der Anschlag kommt oft vor dem eigentlichen Transienten – das ist ein wichtiger Teil des Tons! Achte darauf, ihn nicht versehentlich wegzuschneiden.
  • Beim Bass: Wenn du Takes schneidest und zusammensetzt, versuche es möglichst an den Null-Durchgängen der Wellenform – das vermeidet unnatürliche Übergänge. Aber das musst du nicht erzwingen – wenn es gut klingt, ist es gut.

Wenn Du mit dem Editieren fertig bist, dann:

Stehe zu deinen Edits und konsolidiere (bounce) die Spuren, damit später nichts versehentlich verschoben wird.

Exportiere immer beide Spuren: das trockene DI-Signal und die Spur mit deinem (digitalen) Amp-Sound

Abschluss

Ich weiß das ist viel, aber: Wenn du deine E-Gitarre und Bass zuhause aufnimmst und alles Schritt für Schritt umsetzt, was ich beschrieben habe, dann werden deine Aufnahmen auf jeden Fall besser. 

Alles was ich hier beschrieben habe funktioniert gut für mich wenn ich Indie, Punkrock oder Hardcore Gitarren aufnehme. Teste einfach, ob das gut für dich funktioniert und entscheide immer danach, was am Ende am besten klingt. 

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