Stellt euch vor, ihr schreibt einen richtig schlechten Song. Wie fühlt sich das an? Ich glaube, die meisten fangen schnell an, Selbstzweifel beim Songwriting zu entwickeln. Vielleicht nicht beim ersten misslungenen Song – aber wenn es sich häuft, ganz sicher. Bei mir ist das jedenfalls so, auch wenn ich genau weiß, dass man unmöglich nur gute Songs schreiben kann. In diesem Blogpost will ich euch einen Denkanstoß zum Scheitern und auch ein paar Tipps zum Umgang mit Fehlern und mit der eigenen Erwartungshaltung geben.

Scheitern: Ein Konzept aus dem Mittelalter
Jeder kennt den Scheiterhaufen aus dem Mittelalter. Wenn man dort landete, hatte man entweder richtig Mist gebaut – oder halt zur falschen Zeit am falschen Ort gestanden. Danach folgte meist der Tod. Ein großer Fehler, einmal grandios gescheitert und alles war vorbei. Kein Wunder, dass sich Scheitern für uns heute immer noch so endgültig anfühlt.
Heute ist das natürlich anders. Fehler sind selten lebensbedrohlich, und gravierende Strafen gibt es auch nicht so oft. Besonders beim Songwriting. Wenn alle wegen schlechter Songs auf dem Scheiterhaufen landen würden, gäbe es vermutlich gar keine Musik mehr.
Wenn wir heute scheitern, fühlt es sich häufig wie persönliches Versagen an. Die Konsequenzen betreffen meist nur uns selbst oder vielleicht einige Menschen in unserem Umfeld. Und weil sich scheitern so unglaublich endgültig anfühlt, sind Vorwürfe gegenüber uns selbst nicht weit entfernt. Es tut weh, das Gefühl zu haben, allein Schuld zu sein. Ich merke das oft an mir selbst, wenn es mit der Kreativität gerade nicht so gut läuft. Dann entsteht schnell das Gefühl, nicht gut genug zu sein oder weniger Talent zu haben als andere. Und dann beginnt der Teufelskreis: Selbstzweifel wirken sich auf die eigene Kreativität aus. Das führt zu weiteren Misserfolgen und noch mehr Selbstzweifel beim Songwriting.
Warum wir uns so schlecht fühlen, wenn wir Fehler machen, kann verschiedene Gründe haben. Auf zwei davon möchte ich etwas genauer eingehen: unseren Umgang mit Fehlern und unsere Erwartungshaltung.
Umgang mit Fehlern
Fehler sind menschlich – und sie passieren. Die Welt geht nicht unter, nur weil ein Song misslungen ist. Solange ihr ihn nicht veröffentlicht, bekommt es auch niemand außer euch mit. Aber auch die Tatsache, dass ihr lange nichts veröffentlicht habt, kann sich wie Versagen anfühlen. In Wahrheit ist aber niemand sauer auf euch, wenn ihr eine Weile nichts herausbringt.
Ich lese oft über den Ansatz, dass man viele schlechte Songs schreiben muss, um einen wirklich guten zu schreiben. Zum einen lernt man bei jedem misslungenen Song etwas dazu – etwa welche Tonarten nicht zur eigenen Stimme passen oder welche Ideen nicht so funktionieren, wie man sie sich vorgestellt hat. Dabei hilft es sehr, jeden Song aufzunehmen (Handy reicht) und später noch einmal anzuhören. Auch anderen die Songs zu zeigen, kann enorm lehrreich sein. Es hilft sehr, sich die eigenen Fehler bewusst zu machen, sie zu akzeptieren und versuchen daraus etwas mitzunehmen.
Die eigene Erwartungshaltung
Richtig gute Songs sind gar nicht so einfach zu schreiben. Selbst meine Lieblingsbands haben Songs und ganze Alben, die eher mittelmäßig sind im Vergleich zu ihren Hits. Nicht jeder Song kann herausragend sein. Für gute Songs braucht es Übung, Routine und regelmäßiges Scheitern.
Deshalb könnt ihr jeden schlechten Song einfach als das betrachten, was er ist: eine Übung, die eure Songwriting-Skills verbessert. Ich versuche momentan selbst, etwas aus meiner Komfortzone auszubrechen und in anderen Genres zu schreiben. Das ist oft frustrierend und führt zu Selbstzweifeln. Aber ich kann ja nicht erwarten, über Nacht Profi in einem neuen Stil zu werden! Schließlich habe ich selbst auch einmal mit ziemlich holprigen Punkrock-Songs angefangen.
Mehr Texte zu Songwriting-Skills findest du in meiner Rubrik Songwriting lernen & verbessern.
Fazit: Schlechte Songs gehören dazu – müssen aber nicht zu Selbstzweifeln führen
Am Ende zeigt sich: Ein schlechter Song beweist nicht, dass ihr ungeeignet, unkreativ oder weniger talentiert seid. Er ist schlicht ein Teil des Prozesses. Songwriting bedeutet nicht, immer perfekte Ideen aus dem Nichts zu erschaffen, sondern regelmäßig zu üben, zu scheitern und sich weiterzuentwickeln.
Je entspannter wir mit Fehlern umgehen, desto leichter fällt es, zu experimentieren, Neues auszuprobieren und die eigene Stimme zu finden. Und genau dadurch entstehen die Songs, die wirklich etwas in einem auslösen.
Wenn ihr also das nächste Mal das Gefühl von Selbstzweifel beim Songwriting habt: Atmet durch. Und erinnert euch daran, dass selbst die besten Bands eine Menge mittelmäßiger Songs geschrieben haben – und weiterhin schreiben werden. Jeder Fehlversuch und jedes kleine Scheitern ist ein weiterer Baustein auf dem Weg zu Songs, auf die ihr stolz sein werdet. Nichts davon ist umsonst.
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